Der GFS-Schulwald und die Marafiki wa Mazingira

Seit einiger Zeit stehen Vertreter der GFS in Kontakt mit dem in Barnstorf gegründeten Verein Lernen-Helfen-Leben (LHL), der Projekte der Entwicklungszusammenarbeit in Afrika durchführt.

Konkret geht es bei diesem Kontakt um den Aufbau einer digitalen Partnerschaft von Diepholzer Jugendlichen mit einer Gruppe junger Naturschützer im Gebiet zwischen dem Kivu-See und dem Kahuzi-Biéga-Nationalparkt im Ostkongo.

Die Gruppe nennt sich „Marafiki wa Mazingira“; das ist Kisuaheli und heißt „Freunde der Umwelt“. Die Kommunikation kann leider nur über fb erfolgen, da das im Kongo die einzige kostenfreie digitale Kommunikationsmöglichkeit ist. Dagmar Trümpler hat aus diesem Grund eine entsprechende Gruppe eingerichtet, der Jugendliche ab Klasse 8 beitreten können. Die Kommunikationssprache erfolgt auf Französisch, in Einzelfällen auf Englisch.

Wer Interesse an einem digitalen Austausch hat, kann sich gerne bei Maria Schmutte melden. 

Am Wochenende vom 24. bis zum 26. Juni 2022 fand in Barnstorf ein Treffen von LHL statt. Teil des informativen Programms war ein Besuch im GFS-Schulwald; denn das Thema der Tagung lautete: „Wälder und Moore als natürlichen Klimaschutz in Deutschland und Afrika stärken“. 

Text und Fotos: Maria Schmutte

Nachfolgend ist der Bericht von Dagmar Trümpler und Heinz Rothenpieler zu lesen: 

Gemeinsame Herausforderungen bei Projekten zum natürlichen Klimaschutz in Deutschland und im tropischen Afrika
Der in Barnstorf gegründete Verein Lernen-Helfen-Leben e.V. (LHL) ist normalerweise bekannt für seine Projekte der Entwicklungszusammenarbeit in Afrika. Doch bei seiner diesjährigen Tagung hat der Verein seinen Blick erweitert und unter dem Stichwort „Natürlicher Klimaschutz“ Beispiele in Niedersachsen und in den afrikanischen Tropen betrachtet und diskutiert. 

Den Anfang machte eine Exkursion in den „Wald des Jahres 2022“ nach Neubruchhausen. Der dortige sogenannte Erdmannswald ist hochinteressant, auch für LHL-Aufforstung im Ostkongo. Forstdirektor Carsten Schröder aus Göttingen erläuterte den Teilnehmern während der Busfahrt, dass der Förster Erdmann im 19. Jahrhundert in seinem Wald die gleiche Situation vorfand wie sie heute in den Aufforstungsprojekten von LHL im Ostkongo typisch sind: In den dortigen Hochlagen (bis 3.000 m) gedeiht bisher fast nur eine Kiefernart, die Nadeln abwirft und den Boden versauert.

Auch Förster Erdmann fand in seinem Revier einen kränkelnden Kiefernwald mit einem dicken Polster nicht zersetzter Kiefernnadel vor. Er verordnete seinem Wald eine Radikalkur: Maßnahmen zur Bodenverbesserung und eine konsequente Diversifizierung der Baumarten haben dazu geführt, dass sich die Erdmannswälder heute als strukturreiche Mischwälder präsentieren. Eindrücklich erläuterte Revierförster Uwe Niedergesäss von der niedersächsischen Forstverwaltung der Gruppe aus Diepholzern und weiteren Teilnehmern, die aus ganz Deutschland angereist waren, bei der Waldführung, dass „sein“ Wald sehr widerstandsfähig gegenüber den durch die Klimakrise verursachten zunehmenden Extremwetterlagen ist. Auch deshalb wurde der Erdmannwald zum „Waldes des Jahres 2022“ auserkoren und kann zugleich wichtige Anregungen für die Arbeit in den Forstprojekten im Ostkongo geben.

Ebenfalls auf dem Programm stand der Besuch des Schulwaldes der Graf-Friedrich-Schule in Diepholz. Als wahres Kleinod entpuppte sich für die Teilnehmer dieser sehr junge Mischwald im Ortsteil Falkenhardt an der Hunte. Der Wald ist Teil des niedersachsenweiten Projektes "Schulwälder gegen den Klimawandel", welches die Stiftung Zukunft Wald mit fachlicher Unterstützung der Niedersächsischen Landesforsten initiiert hat. Die verantwortlichen Lehrerinnen Maria Schmutte und Sabine Buse erläuterten den Besuchern den Entstehungsprozess dieses besonderen Waldes, der von den Schülerinnen und Schülern der Graf-Friedrich-Schule gepflanzt worden ist. Weitere Projekte wie die Anlage einer Obstwiese, eines Lehrpfades mit den Bäumen des Jahres oder einer Benjeshecke sowie das Aufstellen eines Storchennestes, im dem aktuell zwei Jungvögel zu beobachten sind, machen den Schulwald zu einem vielfältigen Lernort.

Die Tagungsteilnehmer waren sehr beeindruckt von den Leistungen des Schulwaldteams und der Schülerinnen und Schüler für diesen heranwachsenden Wald und sahen wieder die Verbindung zu den Projekten in Afrika.

Auch in LHL-Forstprojekten im Ostkongo pflanzen Kinder und Jugendliche Bäume, auch wenn sie lange nicht solch gute materielle Voraussetzungen haben wie die Schüler in Diepholz. LHL ist bemüht, eine Partnerschaft zwischen den jungen Baumpflanzern in Diepholz und im Ostkongo aufzubauen.

Wie wichtig Bildungsarbeit für das Gelingen von Maßnahmen des Klimaschutzes ist, wurde bei der Vortragsveranstaltung mit verschiedenen Referenten deutlich, die in der Volkshochschule stattgefunden hat. Neben den beiden schon beschriebenen Projekten mit Jugendlichen stellte Klimaschutzmanagerin Kathrin Münning die Klimaschutzaktivitäten der Stadt Diepholz vor. Dabei legte sie einen besonderen Schwerpunkt auf Projekte an den Grundschulen. Mit dem Energiesparprojekt und dem Klimagarten-Projekt sollen die Schülerinnen und Schülern für den Klimaschutz sensibilisiert und vor allem zum eigenen Handeln motiviert werden. Kathrin Münning zeigte sich überzeugt, dass jeder und jede durch das eigene Verhalten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.

Detlef Tänzer stellte den Zuhörern den Beitrag der Moore zum natürlichen Klimaschutz vor und erläuterte im Detail die „Moorpolitik“ des Landkreises und Niedersachsens. Für all jene, welche die Aufforstungen im Ostkongo betreuen, war hochinteressant zu hören, dass sich ähnliche Prozesse in Afrika und Deutschland abgespielt haben: Im Ostkongo sind die Wälder durch Abholzung verschwunden, u.a. weil die Viehzüchter Grasland benötigen und keine Wälder, in Deutschland sind die Moore durch Entwässerung verschwunden, weil auf trockenen Flächen Landwirtschaft ertragreicher betrieben werden kann als auf nassen. Um diese Entwicklungen im Sinne des natürlichen Klimaschutzes umzukehren, braucht es Überzeugungsarbeit und vor allem Alternativen für die betroffenen Menschen. Für seinen Bereich nannte Detlef Tänzer Flächentausch im Rahmen von Flurneuordnungsverfahren und neue Bewirtschaftungsformen, die auch auf wiedervernässten Moorböden betrieben werden können. Erste Erfahrungen für diese sogenannte Paludikultur gibt es bereits.

Für alle Teilnehmer der Vortragsveranstaltung wurde durch die vorgestellten Projekte eindrücklich klar, dass wir in der „EINEN WELT“ leben und in unterschiedlichen Regionen trotz sehr verschiedener Rahmenbedingungen ähnliche Probleme bestehen, über die sich ein Austausch lohnt. Die Veranstaltung hat dazu einen Impuls geliefert. 

Mit Fragen der Solarenergie in Afrika und der Vorstellung eines Projektes zum Klimadialog zwischen Gruppen in Afrika und Deutschland wurde die Tagung im Welthaus Barnstorf fortgesetzt.

Die Veranstaltungen wurden vom VNB, vom BMZ und von der Agenda 21-Bürgerstiftung in Diepholz gefördert.

Text: Dagmar Trümpler, Heinz Rothenpieler