„Die Klimafresser - Is(s) die Welt gesund?!“

Wenn am Folgetag einer Veranstaltung bei der Frage „Was hat euch am besten gefallen?“ die Finger hochschnellen und fast jeder etwas sagen möchte, wenn Schüler von „einem tollen Tag“ sprechen, obwohl es um eigentlich schwer verdauliche Kost wie den Zusammenhang zwischen Landwirtschaft, Ernährung und Klimawandel sowie Änderung des eigenen Verhaltens zugunsten von Tier- und Umweltschutz geht, dann haben die Akteure offensichtlich vieles richtig gemacht. Die Akteure waren in diesem Fall die Umweltpädagogin Annika Hammer und die Clown-Schauspieler Andi Geyer und Eva Zarbl, die mit ihrem Projekt „Die Klimafresser - Is(s) die Welt gesund“ am Montag, den 23.4.2018, an die GFS gekommen waren. Schon die Anfahrt mit einem knallgelben US-Schulbus war spektulär und gab einen Vorgeschmack auf die Originalität und die Kreativität dieses Teams. Schnell wurde klar, dass hier nicht trockene Dozenten oder nervige Öko-Missionare gekommen waren, sondern dass es interessant und humorvoll zugehen würde. So begann der Tag mit einem interaktiven Theaterstück, bei dem die Schauspieler ihr Publikum immer wieder zum Mitmachen animierten. Die Idee: Im Theaterstück wird gemeinsam ein Theaterstück geschrieben, für das gute Ideen gebraucht werden. Die Protagonisten des Stücks im Stück sind die Schulfreunde Pia und Max, die im Internet ein sich rasant verbreitendes Video über den Klimawandel anschauen. Durch die Augen von bizarr anmutenden Aliens wird dort eine ungewohnte Perspektive auf das (selbst-)zerstörerische Handeln der Menschen auf diesem Planeten geboten. Pia und Max wollen daraufhin aktiv werden. Aber wie? Da einer der Verursacher mehrerer weltweit massiv drückender Probleme der hohe Fleischkonsum ist, beschließt Max, zum Vegetarier zu werden. Pia will auf ihre tägliche Portion Fleisch aber nicht verzichten. Die beiden geraten in Streit, dann sogar in eine körperliche Auseinandersetzung, bei der hinterher beide am Boden liegen. Eine der schauspielerisch beeindruckensten Szenen im Theaterstück ist, wie diese Eskalation als nicht akzeptable Entwicklung von der Drechbuchschreiberin gestrichen wird. Toll, wie die Schauspieler nun in Zeitlupe ihre Kampfszene von hinten nach vorn „zurückspulen“! Es seien alternative Ansätze gefragt, Verständigung und ein Kompromiss. Auf flexitarische Ernährung, also eine fleischreduzierte Ernährungsweise, können sich beide einigen: bewussteres Essen statt Totalverzicht. Eine Jongliereinlage, Songs wie Tim Bendzkos „Nur noch kurz die Welt retten“ und andere originelle Ideen gaben dem Stück zugleich Leichtigkeit und Eindringlichkeit. Im Anschluss bestand die Möglichkeit für die Schüler, den Schauspielern Fragen zu stellen, was rege genutzt wurde. Der zweite Teil des Programms bestand aus Workshops; denn die „Klimafresser“ wollen mit ihrem Projekt kein deprimierendes Katastrophenszenario aufzeichnen, sondern gemeinsam mit den Kindern nach praktikablen Lösungen suchen, wie man beängstigende Szenarien und Entwicklungen angehen kann. Diese positive Herangehensweise mit dem Erklären von Zusammenhängen, mit dem Nachdenken über das eigene Konsum- und Ernährungsverhalten und mit dem Aufzeigen von Möglichkeiten, wie man seinen eigenen ökologischen Fußabdruck schmälern und so nach dem Motto „think global, act local“ einen kleinen Beitrag zum großen Ganzen leisten kann, wurde von Schülerseite sehr gut angenommen. Im dritten Teil des Programms stellte sich heraus, dass der gelbe Schulbus nicht nur ein fahrendes Mini-Klassenzimmer, sondern auch eine rollende Küche ist. Am Ende der Workshops versammelten sich alle Teilnehmer vor dem gelben Bus, in dem Tina Sellig vom VNB in Barnstorf vegane Hotdogs zubereitet hatte. Manch einer, dessen skeptischer Blick das anfängliche Misstrauen deutlich nach außen getragen hatte, biss nach dem ersten vorsichtigen Kosten herzhaft zu. Zwar konnte die vegane Alternative zum Hotdog geschmacklich nicht alle überzeugen, doch der weitaus größte Teil gestand sich überrascht ein, dass sie etwas derartig Leckeres nicht erwartet hatten. Der Tag klang mit fröhlichen, aber auch nachdenklichen Gesprächen aus. Teilnehmen durften die Klassen 6d und 7b sowie Mitglieder des GFS-Umweltausschusses und der SV. Ein großes Danke für diesen beeindruckenden Tag gilt der Theatergruppe „Die Klimafresser“ des Vereins Niedersächsischer Bildungsinitiativen (VNB) aus Barnstorf sowie dem Landkreis Diepholz für die finanzielle Unterstützung. Wer Näheres über die „Klimafresser“, über gesunde und nachhaltige Ernährung oder über die Auswirkungen von hohem Fleischkonsum wissen möchte, findet unter www.die-klimafresser.de weitere Informationen. Text und Foto: Maria Schmutte